30 Tage – 30 Bäume. Abschlussbild als Mittwochabendportrait

Dies ist nun das letzte Bild in der Reihe 30 Tage – 30 Bäume, einem Projekt, das die Künstlerin Antje Gilland vom Blog Lichtgeschichten angestoßen hat. Für Antje war es nur das erste Drittel eines größeren Abschnittes, einer 100-Tage Challenge. Jedoch hat sie Feuer gefangen und das Thema Bäume als ein für sie zentrales (wieder-)entdeckt. Die nächsten zehn Tage wird sie Wurzeln zeichnen. Und dann … mal sehen. Am besten, Ihr lest, was sie selbst schreibt über ihre Gedanken zum Bäumezeichnen; oder hört Ihr zu, wenn sie darüber in ihrem Podcast spricht. Um täglich ihre neu entstehenden Aquarellbilder zu sehen, müsst Ihr allerdings bei Instagram schauen. Ich weiß, dass das nicht jedermenschs Sache ist. Die Links zu Antje liste ich unten im Beitrag auf.

Was mich betrifft: für mich ist heute hier mit dieser Challenge erst einmal Schluss (wenn ich auch lange nicht mit dem Thema Bäume) abgeschlossen habe; ganz im Gegenteil). Ich habe hier und auf Instagram dreißig Bilder gezeigt, und noch ein paar mehr gezeichnet und dann wieder verworfen. Großartig war für mich die Inspiration, mich intensiver in das Thema Bäume einzuarbeiten, mein Blick auf ihre verschiedenen Gestalten, die unterschiedlichen Wuchsformen, die Rinde bzw. Borke und ihre Wurzeln hat sich um ein Vielfaches geweitet. Die tägliche Auseinandersetzung mit einem Thema so intensiv, dass ich nachts manchmal sogar von Bäumen, Baumbestimmung sowie dem Bäumezeichnen geträumt habe. Die Bilder der anderen Mitmachenden zu sehen (meist auf Instagram, was mich dazu gebracht hat, mich auch dort regelmäßiger herumzutreiben; mehr online-Zeit hat Vor- wie auch Nachteile), fand ich zudem immer anregend.

Bäume fand ich schon immer toll, ganz besonders kahle Bäume, krumme und schiefe Exemplare, jene mit weit verzweigten Ästen. Obwohl sie scheinbar still an einem Ort stehen, haben sie in meiner Vorstellung etwas tänzerisches, graziles und zugleich robustes wie auch zerbrechliches, wie sich sich gen Himmel schlängeln und im Wind wiegen. Ihre Linien male ich so gern mit meinen Augen nach. Und dennoch habe ich ihnen in meinen Bildern bisher noch keine besondere Beachtung geschenkt. Vielleicht hatte ich Bedenken, Baum- und Waldbilder könnten mir zu kitschig geraten, aber um der Wahrheit die Ehre zu geben: Bei meinen Vogelportraits auf den Zigarrenkistenbrettchen war mir bisher fast immer das schwierigste, den Ast, auf dem ihc den Vogel auf dem Bild platziert habe, in seiner Plastizität und Räumlichkeit so darzustellen, dass ich wirklich damit zufrieden war. Es ist nun an der Zeit, beide Themen – Bäumezeichnen und Vogelportraits – wieder miteinander zu verbinden.

Was das tägliche Zeichnen als Herausforderung der Challenge betrifft – das an sich war gar nicht die größte Hürde für mich. Oft kritzele ich hier und da ohnehin jeden Tag etwas, was aber nicht unbedingt immer für eine Veröffentlichung taugt. Die Aufgabe, nun in so kurzer Zeit dreißig Bilder nicht nur zu erstellen, sondern auch erhobenen Hauptes öffentlich zu zeigen, war da schon schwieriger und habe eigentlich (mit Ausnahme der draußen-Skizzen) fast immer wesentlich länger als die von Antje avisierten zwanzig Minuten für ein Bild gebraucht; manchmal viele Stunden. Das Umherstreifen durch die Parks der Stadt auf der Suche nach Motiven und die Entscheidungsfindung, welcher Baum nun der Baum des Tages werden solle, gar nicht mit eingerechnet. Nicht auszuschließen, dass ich für mich ein ähnliches 30-Tage-Projekt noch einmal durchführen werde, dann aber vielleicht nur für mich allein und ohne Präsentierung im Internet; oder ich habe mich vorher schon beschränkt auf eine spezielle Technik oder ein einzelnes Motiv, das immer wieder und nur in kurzer Zeit umzusetzen ist. Mal sehen.

Das dreißigste Bild zu Challenge jedenfalls entstand gestern Abend und ich hatte Lust, es mit meinem üblichen Mittwochabendportrait zu verbinden. Nein, ich habe mich nicht als Baum gezeichnet, weil ich gern einer sein und unbeweglich an Ort und Stelle stehen möchte; nochzumal in unserer Menschenwelt, in der eine einzelne Frau oder ein Mann mit Motorsäge selbst dem größten Baum mit dem stärkstem Stamm in ein paar Minuten den Garaus machen kann. Aber die Verankerung eines Baumes, seine Verwurzelung, Standhaftigkeit, die Eleganz seines Emporstrebens und seine Schönheit, die Verbundenheit mit Himmel und Erde, gleichzeitig Heimstatt bietend für etliche Lebewesen in einem Austausch aus Geben und Nehmen – das fasziniert mich und manches davon strebe ich auch für mich an. Meine Begleiter wären drei weise Raben, klug, wachsam, aber auch wehrhaft. Mit ihnen würde ich mich in die Lüfte schwingen und von oben auf die kleine Welt mit ihren kleinen und großen Problemen herabblicken, leicht und frei.

I

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Näheres zum 30-Tage-Baum-Projekt bei Antje Gilland von Blog Lichtgeschichten: „30 Tage Bäume malen – bist Du dabei?“ (>>KLICK<<)

Antje schreibt über Bäume: https://www.antjegilland.com/2021/02/27/von-herzen-baeume-malen-zur-richtigen-zeit/

Antjes Podcast zum Thema Bäume malen: https://www.antjegilland.com/podcast/folge-37-warum-baeume/

Antje bei Instagram: https://www.instagram.com/antjegillandslichtgeschichten/

Ich selbst bei Instagram: https://www.instagram.com/leinwand_artist_in/

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Autor: Ines Udelnow

Portraitzeichnungen, Zeichnungen aus der Natur und Naturfotografie

22 thoughts

  1. Du hast das aber wunderbar hinbekommen, fast alle Bäume habe ich gesehen. Ich habe ihnen auf meiner Webseite eine eigene Sektion eingerichtet, fotografiert, zeichnen kann ich leider nicht.
    Der Baum als Lebewesen hat zu allen Zeiten fasziniert. Seine Kraft und Schönheit geben ein Verständnis für Natur und Umwelt. Der Baum trotz Wind und Wetter, bietet Unterschlupft, Lebensraum und Nahrung. Der Baum liefert Sauerstoff und speichert Kohlendioxid. Sein Holz wird als Brennholz und auch als Baumaterial genutzt.
    LG
    Maren

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  2. Liebe Ines, dein letztes Bild und deine Gedanken im letzten Abschnitt was dir die Bäume sind sprechen mich sehr an. Vieles habe ich schon ähnlich wahrgenommen, sei es das Tänzerische, das tief Verwurzelte oder der Lebensraum für so viele andere Lebewesen, ob pflanzlich, tierisch, flechtig, moosig oder pilzisch, dazu ihr Streben dem Himmel immer näher zu kommen, ja, das ist das, was auch ich mit Bäumen verbinde. Dazu fällt mir noch ein Satz ein, ich glaube er ist von Laotse:
    „Wer tiefe Wurzeln hat muss den Sturm nicht fürchten.“
    Ich trauere nun oft um den hier sterbenden Wald und um jeden Baum, der den letzten Winter auch nicht überlebt hat.
    Herzliche Grüße
    Ulli

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    1. Danke, liebe Ulli, für Deinen Kommentar.
      Ja, mir wird auch immer ganz traurig zumute. In dieser Gegend sterben viele Bäume ja schon allein aufgrund der anhaltenden Trockenheit im Sommer. Ein weiteres Übel sind Sägegemetzel an Bäumen und Sträucher durch Grünflächenämter, die sich mir in ihrem Sinn meist komplett verschließen …
      nachdenkliche Grüße
      Ines

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      1. Diese Sägegemetzel fanden hier auch statt, sogar in dem Stück Garten, das ich mit gemietet habe. Seitdem mag ich den Garten gar nicht mehr. Es ist eine Verstümmelung und keine fachmännische Baumbeschneidung gewesen. Was ist nur mit den Menschen los, die so etwas tun?
        Traurige und nachdenkliche Grüße
        Ulli

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  3. liebe ines, ich wußte gar nicht, dass du bei instagram bist. hast du lust mal den link hierher zu schreiben, dann schau ich mal bei dir. ich fands so nervig bei instagram, dass ich ungefähr 7 oder 8 tage durchgehalten habe, dann hab ich mein konto geschlossen. mal sehen, vielleicht nehme ich irgendwann noch mal einen anlauf.
    was ich echt kurios finde, ist, dass ich gestern abend auch einen baum gemalt habe und eine ähnliche idee hatte, wie du hier in deiner zeichnung. ich habe meine idee übrigens dann aber doch nicht umgesetzt, ich habe also nur den baum als baum gemalt, und nicht als mensch-baum. :-) kurios aber, dass wir gestern abend dieselbe bzw. eine sehr ähnliche idee hatten!
    einen schönen abend dir. liebe grüße von ausse stadt, wie bei dir. :-)

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    1. Das ist ja wirklich kurios. Vielleicht setzt Du ja Deine Mensch-Baum-Idee auch nochmal um. Würde mich interessieren, wie Du das umsetzen würdest.
      Instagram – ja, ein weites Feld und ich bin hin und hergerissen nicht nur wegen Dingen wie Datenschutz usw. Je mehr Portale man nutzt, umso mehr Zeit „vertrödelt“ im Internet – statt selbst kreativ zu sein. Andererseits finde ich auch dort immer wieder tolle Bilder und Anregung und Inspiration und Austausch. Naja… Wie auch immer, Du findest mich als @leinwand_artist_in – falls Du mal schauen magst.
      Einen schönen Abend auch für Dich und liebe Grüße
      Ines

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      1. ich finde dich leider nicht mit deinen angaben, die habe ich gerade in die suchmaschine eingegeben. ich dachte, du verlinkst einfach?
        unter leinwandartistin habe ich nur susanne haun gefunden, dich aber nicht.
        ja, ich bin lieber kreativ als bei insta. aber zum schauen deiner werke möchte ich nun doch mal hin. :-) vielleicht mache ich ja dort auch irgendwann wieder weiter, mal sehen. im moment aber eher nicht.
        liebe grüße zurück!

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  4. Toller Abschluss der Reihe.
    Wirklich alles zu zeigen, was man gezeichnet hat, ist auch das, was mich beim Inktober immer herausfordert. Es hilft aber auch den inneren Kritiker ruhig zu stellen. 😅

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    1. Ja, das stimmt, der innere Kritiker muss da öfter mal ruhig sein; die Alternative wäre nur, den Nachtschlaf wegzulassen und immer weiter am Bild herumperfektionieren. Loslassen … oho … ein weites Feld :-)
      Liebe Grüße
      Ines

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