Stadt und Natur – Februarsonne. Endlich auch im Herzen

 

Die Februarsonne wärmt bereits kräftig, auch wenn die Temperaturen im Schatten noch frostig sind. Doch vor so manchem Straßencafé, Bistro und auch auf sonnigen Parkbänken lassen sich die Städter die Mittagssonne in die Gesichter strahlen. Der Senkgarten an der Schwedter Straße ist windgeschützt, aber leider dringt der Krach der Groth-Baustelle am Mauerpark hinunter und treibt mich weiter. Ich gehe den Mauerweg entlang bis zu den Kleingärten an der Bornholmer Straße. Hier freue ich mich an den ersten Frühblühern und staune über den kleinen Teich mit Quell und dicker Eisschicht.

 

 

Zum sonnigen Wetter passt, dass ich die schlimmste Angst- und Durststrecke überstanden habe. Die erste Behörde hat ihr Säcklein über mit ausgeschüttet und ich bin seit gestern Mietschuldenfrei; die schwarz-bedrohliche Wohnungslosigkeit ist abgewendet. Ich fühle mich leicht und frei. Ich muss niemanden mehr anpumpen, sondern kann sogar beginnen, erste Schulden zu begleichen. In der U-Bahn gebe ich den Sängern ein paar Münzen und ein Lächeln.

Gleichzeitig wetze ich die Messer und rüste zum Kampf. Eine neue fähige Anwältin ist gefunden, dem alten Bevollmächtigten wird mit der Kammer gedroht. Die Sache ist verwickelt, verquickt und kompliziert, aber jetzt, wo ich nicht mehr zu ertrinken fürchten muss, habe ich genug Elan für die letzte Strecke, die zu gehen ist.

Bald werde ich auch die Worte gefunden haben, um hier mehr davon zu schreiben. Zunächst noch Sprachlähmung: Ohnmacht, Wut, Entsetzen und auch einfach Ungläubigkeit, wie groß die sozialstaatlichen Gesetzeslücken sind und Menschen tatsächlich durchs Raster fallen gelassen werden, wenn sie nicht diesen oder jenen Kriterien entsprechen.

Erst aber werde ich ein paar Tage offline gehen und ein verlängertes Wochenende im Grünen mit meiner Mutter verbringen. Wir haben uns eine Auszeit redlich verdient.

Habt auch Ihr es wohl!

Autor: Ines Udelnow

Portraitzeichnungen, Zeichnungen aus der Natur und Naturfotografie

11 thoughts

  1. Liebe Agnes, ohne Deine Geschichte genau zu kennen, freut es mich zu lesen, dass Optimismus zu Dir zurückgekehrt ist. Ich wünsch Dir die Kraft und viel Lächeln auf der nächsten Wegstrecke.
    Sehr schöne Fotos übrigens.
    Liebe Grüße von Birgit aus der S1 (mit dem Handy in der Hand 😉… ich werde aber gleich mein Alexander-Osang-Buch herausholen…)

    Gefällt 2 Personen

  2. Liebe Agnes, ich freue mich sehr mit dir, dass zumindest ein Damoklesschwert abgewendet ist und du optimistischer in deine Zukunft blicken kannst. Alles andere, was noch verquer läuft und zu regeln ist, wirst du sicher auch noch schaffen – hole dir Kraft bei einer Auszeit.
    Herzliche Grüße von Clara

    Gefällt 3 Personen

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