Und gleich noch eine Fortsetzung für die gestrige abc.etüde, wieder mit bestem Dank Christiane und die Wortspenderin der aktuellen Etüdenrunde Donka mit ihrem Blog OnlyBatsCanHang,
Papiertiger
belanglos
plätschern.
Die Aufregung um die verschwundenen Königstiger und die Proteste gegen die Wildtierhaltung in Zirkussen dominieren die täglichen Nachrichten und die sozialen Netzwerke für ganze zwei Wochen, doch dann erobern neue Geschehnisse die Schlagzeilen – manche relavant, andere belanglos.
Die Empörungswelle schwillt ab, doch das Engagement für eine Reform des Tierschutzgesetzes plätschert zur allgemeinen Überraschung weiter, so dass sich die Regierungsparteien schlussendlich auf eine gewisse Verschärfung des Tierschutzgesetzes verständigen. Natürlich nur in Bezug auf die Zirkusse (und selbstredend ohne Einigung, wie die Unterbringung der ehemaligen Zirkustiere zu finanzieren sein wird; insofern bleibt das Gesetz ein zahnloser Papiertiger). Wer hätte auch anderes erwartet? Die qualvolle Haltung der sogenannten Nutztiere in Putenmastfabriken, Schweineställen oder Hühnerzuchtfarmen bleibt wie gehabt. Jene mit den spitzesten Ellbogen, die sich gewöhnlich einen feuchten Dreck um die Altersarmen, Hartz IV-Empfänger*innen und Niedrigentlohnten scheren, plärren in dieser Debatte übrigens am lautesten: Diese verdammten Ökos seien doch nur reiche privilegierte Bildungsbürger, die in ihrer abgehobenen Lebensart keinerlei Bezug zur Realität der Bevölkerung hätten! Sie selbst würden sich hingegen selbstlos für die Rechte der ärmeren Mitmenschen einsetzen, damit sich diese auch künftig noch ihr täglich Fleisch leisten können.
– Irre! Und wie geht’s da unten jetzt weiter?
– Keine Ahnung. Wir sind dann losgeflogen, wir haben genug gesehen. Irgendwie wird sich Homo sapiens noch eine Weile durchwurschteln. Ein paar terrestrische Jahrzehnte noch, dann Exitus. Ein paar Menschen haben wir übrigens mitgebracht. Die waren gerade mit ihrem Boot gekentert, da haben wir sie aus dem Wasser gebeamt.
– Spinnst Ihr? Ihr solltet doch nur die Königstiger holen!
– Hätten wir die Leute ertrinken lassen sollen?
– Was, wenn sich rumspricht, dass wir helfen könnten und immer mehr Menschen auf Hilfe von oben warten und dann hier von unseren Errungenschaften profitieren. Die sollen mal schön ihre Probleme selbst lösen.
– Hast du dir eben zugehört? Du argumentierst richtig menschlich! Pfui!
300 Wörter
Die plötzliche Wendung gefällt mir sehr gut. Die Beleidigung am Ende ist schon irgendwie wahr. Mittlerweile ist Menschlichkeit so umdefiniert, dass man für das „richtige“ Handeln wohl einen neuen Begriff braucht.
Grüße, Katharina
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Lieben Dank für Deinen Kommentar!
Ja, ich denke in letzter Zeit häufiger über den Begriff „Menschlichkeit“, „menschlich“ bzw. „human“ nach und frage mich wirklich, ob angesichts dessen, was wir Menschen uns gegenseitig, Natur und Tierwelt so antun, diese Begriffe – die ich ja auch gerne verwende – überhaupt passend sind, wenn wir verantwortungsbewusstes solidarisches Handeln meinen. Sind nicht eigentlich Egoismus und NurbiszumTellerrandDenken auch sehr „menschliche“ Attribute, vielleicht sogar „menschlicher“ als nachhaltiges Handeln? Wir Menschen zerstören ja Natur und Umwelt nicht erst seit der Industrialisierung; bereits seit die ersten Menschen die Erde bevölkerten, sind wir immer wieder für Artensterben verantwortlich.
Liebe Grüße
Ines
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Wenn man aber nur auf dem Stuhl sitzt und „Wir schaffen das“ sagt, dann geht der Kelch wohl letztendlich doch nicht an uns vorbei.
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recht hast Du, unseren Hintern müssen wir natürlich schon erheben, alle zusammen.
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Jupp, so isses. Sehr schön die Wendung am Schluss. Sehr gelungen.
Wenn wir auf Hilfe von außen angewiesen sind, dann geht es uns ernsthaft schlecht.
Unglückliche Grüße ob der Aussichten
Christiane 😟🐯🍷🍷🍷
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Lieben Dank für Deinen Kommentar und herzliche Grüße auch zu Dir. Mut und Zuversicht dürfen wir trotzdem nicht verlieren …
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