#januart (1)

 

#januart2019 –  eine gemeinsame Zeichenaktion deutschsprachiger KünstlerInnen, jede und jeder kann mitmachen. Den Teilnahmeaufruf sowie die nicht bindenden Stichworte findet Ihr >>HIER<< auf Instagram. Der Link sollte sich auch dann öffnen und lesen lassen, wenn Ihr nicht bei Instagram registriert und angemeldet seid.

 

Der erste Begriff für den #januart ist ausgerechnet Feuerwerk. Passend für den ersten Tag des neuen Jahres, das sehe ich ein, aber bei mir löst er dennoch nicht die freudvollsten Assoziationen aus. Was Feuerwerke betrifft, ich eher so etwas wie eine Spaßbremse.

Als kleines Kind fand ich Silvesterfeuerwerke noch toll und die Silvesterfeiern waren etwas ganz besonderes. Die Erwachsenen feierten, es ging ausgesprochen lustig zu und war auch für Kinder nicht langweilig. Mitternacht ging man dann vor die Haustür und der Vater platzierte Feuerwerksraketen in Sektflaschen, die wenig später wunderschöne Bilder an den Himmel malten. Dass meine Oma die Silvesterfeuerei nicht leiden mochte, weil es sie an Krieg und Bombenhagel erinnerte, verdarb mir damals den Spaß nicht. Wahrscheinlich verstand ich auch erst gar nicht richtig, was sie damit meinte.

Das änderte sich spätestens mit dem ersten Jugoslawienkrieg und der Bombardierung Belgrads. Ich hatte eine Freundin, D, deren Eltern für die Jugoslawische Botschaft arbeiteten und die mit Beginn des Krieges nach Belgrad zurück mussten. Wenige Wochen zuvor gingen wir mit unserer Schulklasse ins Kino, sahen Schindlers Liste, und ich weiß noch, dass ich danach lange mit D auf einer Bank saß, während ihr die Tränen nicht enden wollten. Der Film hatte auch ihre eigenen Ängste hervorgeholt in ein Land zurückzumüssen, in dem Krieg herrschte.

Nachdem sie dann zurück in Belgrad war und als die NATO-Bomben auf die Stadt fielen, hatte ich lange Zeit Albträume, der Krieg sei auch in meine Realität eingebrochen. Ich sah mich in der Wohnung einer anderen Freundin, die einen Hochhausblick über die Stadt hatte. Die Flugzeuge näherten sich und ich fühlte Todesangst. Irgendwie war mir klar – die Zeit des Friedens in Europa war begrenzt gewesen, hatte nur ein paar Jahrzehnte dauern können. Als die Bomben fielen, wunderte ich mich, wie wunderschön diese schrecklichen Einschläge aussahen: wie bunte Feuerwerke. Auch im realen Leben war ich der felsenfesten Ansicht, dass es nur noch eine Zeit sei, bis der Krieg über uns alle hereinbrechen würde.

Seitdem haben Feuerwerke, so wunderschön sie auch aussehen mögen, in meinem Empfinden einen sehr faden Beigeschmack und ich muss unweigerlich an Bombenhagel und Kriegsgefahr denken.

Trotzdem spielte ich noch viele Jahre lang „Silvester“ mit, trotz Kriegsgedanken und zunehmender Angst vor den Jahr für Jahr lauter und aufdringlicher werdenden Silvesterknallern, die in mir, je älter ich wurde, zunehmend Panik auslösten. Zu Hause zu bleiben und sogar Silvester gar nicht zu feiern, hielt ich für unangemessen und ein schlechtes Omen für das Neue Jahr. Das hat sich inzwischen gottlob ausgewachsen un dich meine nicht mehr, zum Jahresende unbedingt etwas „Besonderes“, „Außerordentliches“ erleben zu müssen, bleibe zu Hause und bekomme in meinem Hinterhaus fast nichts von den Geräuschen der Nacht mit.

 

Zum #januart2019 zeige ich also eine kleine Kritzelei, die mich beim Thema Feuerwerk überkam –  im Original und in digitaler Bearbeitung.

Autor: Ines Udelnow

Portraitzeichnungen, Zeichnungen aus der Natur und Naturfotografie

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