Frau Schuster dilettiert nun auch in Holzschnitt

 

Die sauertöpfische Frau Miesmacherin in mir keift:

Eh, Frau Schuster, bleiben Se man bei Ihren Leisten. Machen Se mal eine Sache erst richtig zuende, lernen Se sie perfekt – und bleiben Se bescheiden und hübsch klein. Und gucken Se sich mal ihre Finger an – eines Tages bleibt es nicht bei kleineren Schnittwunden, sondern Se ratschen sich mittenrein in den Finger. Sie können doch nicht mal mit einem stumpfen Küchenmesser sicher umgehen!

Doch eine zwar schüchterne aber dennoch vernehmliche Stimme flötet, sie fände da gar nichts verwerfliches daran, mich auch im Holzschnitt zu versuchen, auch wenn ich das Thema Linolschnitt noch lange nicht ausgereizt habe. Wäre doch gut, dass ich Neues wage und mich ausprobiere.

Frau Miesmacher ist nicht ganz überzeugt, nur half  ihr Einspruch nichts. Ich kann es zwar rational nicht erklären, aber ich finde ich die Vorstellung schöner mit Holz zu arbeiten als mit dem „toten Linoleum“ . Holzschnittplatten riechen sogar ein wenig nach Wald. Als sich dann auch noch erwies, dass Sperrholz wesentlich günstiger ist als Linoleum (das auf Dauer mein Budget sprengt), dass ich auch mit meinem Linolschnittwerkzeug arbeiten kann – also nichts weiter brauche als mich, die Platte, die Schneidegeräte und viel Lust und Neugier, war auch mein innerer Sparfuchs ganz Feuer und Flamme und ich erstand im Baumarkt einen Stapel Sperrholzplatten.

Der hier gezeigte Druck (A4-Platte) sollte ursprünglich zweifarbig werden. Die Blütenblätter wollte ich mit schönem dunklen Rot ein zweites Mal überdrucken, hatte auch die Farbe schon angemischt … – um dann beim ersten Druck festzustellen, dass bei allem Spaß an der Sache vor dem Schneiden zwingend auch das Hirn anzuschalten sei: ich hatte die Blütenblätter-Platte nämlich seitenverkehrt angeschnitten.

Ich fürchte, mit meiner Prognose, dies würde mir kein zweites Mal passieren, liege ich falsch. Früher oder später wird mir unausweichlich der nächste Fauxpas geschehen. Aber was macht uns klüger als unsere Fehler? Eben …

 

 

20190127_holzbg

 

 

Autor: Ines Udelnow

Portraitzeichnungen, Zeichnungen aus der Natur und Naturfotografie

13 thoughts

  1. Ich finde auch, dass man etwas Neues probieren kann, wenn man die alten Dinge noch nicht perfektioniert hat. Das machen auch kleine Kinder so. Wenn sie wissen, wie man auf zwei Beinen läuft, dann geht es sofort in die nächsthöhere Ebene. Wirklich gut laufen lernen kann man nebenbei und notfalls krabbelt man halt wieder. Außerdem wird die Zeit zu knapp, wenn man immer erst alles perfekt lernen wollte …
    Liebe Grüße,
    Veronika

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  2. Nicht zwingend gilt immer das von dem Schuster und seinen Leisten – bei DIR schon gleich gar nicht, du bist ja einfach nicht zu bremsen.
    ABER: „war auch mein innerer Sparfuchs ganz Feuer und Flamme und ich erstand im Baumarkt einen Stapel Sperrholzplatten.“ … Feuer und Flamme ist wohl bei Sperrholzplatten kontraproduktiv :-) – doch wie ich dich kenne, machst du dann eben in Aschemalerei *grins*
    Gute Nacht!

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