S-Bahn-Skizzen (62). „Blind“ gezeichnet?

 

Zu den gestern veröffentlichten Zeichnungen Blinde Skizzen. Listen to Phileas bemerkte Ariana, sie könne selbst „sehend“ nicht so zeichnen und Gerda kommentierte, dass die Zeichnungen für „blinde“ Skizzen erstaunlich „koordiniert“ seien.

Das hat mich dazu veranlasst, heute noch einmal ein paar Worte zur Herangehensweise an diese Zeichnungen zu machen und in einem zweiten, parallelen, Beitrag, diesen Skizzenn ein paar Zeichnungen meiner bisher üblichen Herangehensweise zu veröffentlichen (Siehe gleich folgender Beitrag).

Wenn ich schreibe, ich zeichnete „blind“, dann habe ich entweder nur auf die zu zeichnende Person und gar nicht aufs Papier gesehen. Teilweise sind hier Körperpartien „verrutscht“, weil ich ja nicht sehe, wo ich mein Stift wieder ansetze. Bei manchen Zeichnungen mache ich mir diesen Umstand auch zunutze, indem ich verschiedene Personen über- und nebeneinander auf ein Blatt zeichne, so dass am Ende auf dem Papier genau solch ein Gewusel entstanden ist, wie zur Hauptverkehszeit in der S- oder U-Bahn.

Bei anderen Zeichnungen arbeite ich „halbblind“, also ich gucke während des Zeichnens nicht aufs Papier, halte zwischendurch auch einmal inne, schaue kurz auf das Blatt, wenn ich z.B. die Augen im Kopf positionieren will und nicht unterhalb des Halses.

 

Durch das „blinde“ Zeichnen habe ich das Gefühl, wesentlich „freier“ zeichnen zu können als die Wochen zuvor, als mein innerer Kritiker (nein, es ist eine Kritikerin) mir viel zu häufig über die Schulter schaute und ich Angst vor Fehlern hatte. Daher war meine Methode, mit dem Bleistift zu zeichnen, zunächst sehr dünn und erst später die Striche zu verstärken, wohl nicht nur eine Frage des Stils, sondern auch der Furcht geschuldet, einen eventuellen „Fehler“ nicht mehr korrigieren zu können.

Beim „blinden“ Zeichnen sind Fehler vorprogrammiert, selbst wenn ich zwischendurch hin und wieder auf das Blatt schaue: die Kinnpartie ist zu lang, die Nase schief, die Ärmchen sitzen direkt am Hals usw. und aus irgendeinem Grunde finde ich sie hier verzeilich; während die innere Kritikerin schweigt. Da ich gleich mit dunklem Fineliner oder Kuli zeichne, sind „Fehler“ ohnehin nicht korrigierbar. Im Gegenteil finde ich, dass sie manchmal sogar den besonderen Reiz des Bildes ausmachen. Was meint Ihr?

 

 

 

 

 

Autor: Ines Udelnow

Portraitzeichnungen, Zeichnungen aus der Natur und Naturfotografie

3 thoughts

    1. Lieben Dank für Deinen Kommentar. Es ist ja gewissermaßen eine ganz andere Herangehensweise an das Zeichnen und ich werde sehen, wie ich beide künftig miteinander vereinbaren kann. Gerade hat mir das blinde Zeichnen einen ganz guten Schub gegeben.
      Herzliche Grüße zu Dir!
      Agnes

      Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..