Lese- und Hörempfehlungen

Нет войне!

Immer wieder stehen mir die Haare zu Berge, wenn ich Meinungen und „Analysen“ lesen oder hören muss, in denen der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine aus angeblich russicher Sicht erklärt wird und „dem Westen“ mit der NATO-Osterweiterung eine Mitschuld am Krieg unterstellen und damit den Angriff Russlands auf die Ukraine als quasi defensiv verharmlosen.

Viele meinen ja, damit auch „Russland verstehen“ zu wollen, kennen sich aber weder mit dem Land noch seiner Geschichte wirklich aus. Die Zeiten, in denen ich selbst mich ein wenig intensiver mit dem Thema befasst habe, sind schon länger vorbei, aber vielleicht kann ich jenen, die sich auf meiner Seite vorbeischauen und die sich wirklich für die Ukraine, für Russland und für politische und historische Zusammenhänge interessieren, ein paar Lesetipps geben:

DEKODER

https://www.dekoder.org/

Plattform von Fachleuten verschiedener Richtungen, die sich mit Russland und Belarus bestens auskennen und mit der russischen Zivilgesellschaft vernetzt sind. Es werden zum einen Artikel und Beiträge aus den wenigen verbliebenen russischen und belarussischen unabhängigen Medien ind Deutsche übersetzt und zudem Hintergrundinformationen gegeben, die helfen können, die übersetzten Medienbeiträge zu verstehen, zu entschlüsseln, zu dekodieren.

Interessant ein Interview im Rahmen des Podcasts von übermedien.de, in dem Tamina Kutscher, Chefredakteurin von Dekoder, über russische Medien, die Rolle ihrer Plattform wie die staatlichen Medien in Russland den Krieg darstellen. Das Interview fand am 26. Februar statt.

Sehr interessant z.B. der Beitrag zum Krieg der Sprache auf Dekoder:

https://www.dekoder.org/de/article/krieg-ukraine-krieg-der-sprache-in-russland

Anlässlich des Kriegs stellt die Redaktion von Dekoder zudem aktuelle Analysen, Berichte und Hintergrundinformationen zum Thema zusammen – aus russischen, belarussischen, englischsprachigen wie auch aus deutschen Medien. Für jene, die die originalsprachlichen Texte nicht verstehen, stellt Dekoder auch einen Link zu einer Übersetzung mittels Google Übersetzer zur Verfügung.

https://www.dekoder.org/de/article/krieg-ukraine-aktuelle-leseempfehlungen

Nicht direkt aber sehr wohl indirekt zum Thema passend auch der Beitrag der Historikerin Manuela Putz anlässlich des Verbots derinternational bekannten Menschenrechtsorganisation Memorial in Russland, einer der wichtigsten Akteurinnen der russischen Zivilgesellschaft, die sowohl um die Aufklärung vieler Verbrechen während des verdient gemacht haben, die sich aber auch sehr gegen aktuelle Menschenrechtsverletzungen einsetzen.

https://www.dekoder.org/de/gnose/memorial

HSozKult

Wer sich für geschichtliche Hintergründe zum Krieg interessiert, ist gut beraten, die Kommunikationsplattform für Geisteswissenschaften HSozKult zu besuchen, die ebenfalls eine Liste mit Links zu Informationsmaterial zum Krieg bereitstellt, aber auch auf weiterführender Fachliteratur zur Geschichte beider Länder.

https://www.hsozkult.de/text/id/texte-5394?title=informationsmaterialien-zum-krieg-in-der-ukraine

Beim Verband der OsteuropahistorikerInnen e.V. könnt Ihr Stellungnahmen des Verbandes zu den aktuellen Geschehnissen nachlesen.

https://www.osteuropa-historiker.de/

Friedenstaube mit Banner „Nein zum Krieg“, Buntstifte auf schwarzem Pastellpapier, ca. Din A5, 27. Februar 2022, © Ines Udelnow

Autor: Ines Udelnow

Portraitzeichnungen, Zeichnungen aus der Natur und Naturfotografie

15 thoughts

    1. Liebe Clara,
      Es ist eine schwierige Gratwanderung – sich einerseits gut zu informieren, andererseits auch genug persönlichen Abstand zu behalten, um selbst nicht zu zerbrechen. Damit lässt sich der Krieg leider auch nicht stoppen. Pass auf Dich auch.
      Ich muss auch zusehen, dass ich meine Balance halte. Der schwarze Hund in mir fletscht ordentlich die Zähne …
      Liebe Grüße auch zu Dir.
      Ines

      Gefällt 3 Personen

  1. Guten Morgen, liebe Ines,
    leider bin ich alles andere als eine Expertin in diesen Fragen, weder bin ich eine Expertin für Russland noch für die Ukraine noch für Geschichte und du kennst dich da mit Sicherheit tausend Mal besser aus als ich.
    Aber ich höre mir des öfteren mal Vorträge des Historikers und Friedensforschers Daniele Ganser an und so auch zu diesem Thema, das uns momentan alle beschäftigt, und dieses Interview hier mit ihm fand ich sehr interessant, es wurde Anfang Februar geführt, ich glaube, am 10.2., und der Interviewer stammt selbst aus der Ukraine.
    https://hannahbuchholz.wpcomstaging.com/wp-admin/post.php?post=37252&action=edit&calypsoify=1
    Auch hier geht es unter anderem um die (Mit-)Verantwortung, die auch die Westen und die NATO in den Augen Gansers eben auch haben bzw tragen… aber ich denke, wenn man solch eine Verantwortung sieht und konstatiert, dann bedeutet das ja keineswegs, diesen Krieg zu verharmlosen, er ist fürchterlich wie jeder Krieg, und das sehen natürlich auch Ganser oder beispielsweise Sahra Wagenknecht so – und ich sehe das auch so – und ich nehme mal an, das sieht jeder, der nicht vollkommen blind ist.
    Hier kommt jetzt noch ein link zu dem, was Sahra Wagenknecht zu alledem zu sagen hat, auch dies fand ich sehr interessant und vielleicht interessiert es dich ja auch?
    https://hannahbuchholz.wpcomstaging.com/wp-admin/post.php?post=37315&action=edit&calypsoify=1
    Liebe Grüße, Hannah

    Gefällt 1 Person

    1. Liebe Hannah,
      vielen Dank für Deinen Kommentar.
      Leider funktioniert mein Internet gerade nicht und ich antworte Dir vom Handy, ohne hier auf Links und andere Bezüge verweisen zu können.
      Ganser ist, nunja, sagen wir höflich „umstritten“, er mischt Fakten mit Spekulationen und arbeitet nicht nach wissenschaftlichen Standards.
      Sarah Wagenknecht vertritt Positionen, die – zum Glück – auch nicht in ihrer gesamten Partei geteilt werden.
      Wer Russland, die Ukraine, diesen Krieg und seine Ursachen wirklich verstehen will, sollte sich mit den Ländern selbst befassen. Ein paar Links zu Seiten, wo Texte von Fachleuten, die sich wirklich mit den betroffenen Ländern auskennen und Fakten- und Quellenbasiert arbeiten, habe ich oben bereitgestellt.
      Schöne Grüße
      Ines

      Gefällt 3 Personen

      1. Liebe Ines,
        ja, aber was sagst du denn dann zu dem, was Gorbatschow zum Thema Putin, Deutschland und USA zu sagen hat…?
        Ich verlinke es gleich mal, es dauert nicht lange…
        und ich muss dazu sagen, es ist ein Interview, das er dem Spiegel gibt, und den Spiegel schätze ich eigentlich überhaupt nicht.
        A propos schätzen – ich weiß natürlich, wie Daniele Ganser von nicht wenigen Menschen eingeschätzt wird und was auf Wickypedia über ihn steht. Ich habe mich allerdings in den letzten Jahren lange mit diesen Dingen befasst und mich mit ihm, seinen Thesen und seinen Kritikern auseinandergesetzt und bin zu dem Schluss gekommen, daß ich dem Narrativ bzw dem framing über ihn und seine Thesen nicht folgen kann.
        Aber egal, da kann sich ja jeder, den das interessiert, seine oder ihre eigene Meinung bilden –
        ebenso wie zu allen anderen Dingen, Menschen, Thesen usw – wie auch zu den Thesen der Frau Wagenknecht, die ich persönlich sehr schätze.
        Hier mal der Gorbatschow, den ich natürlich ebenfalls schätze, zumal ich mich sehr gut daran erinnern kann,
        wie damals 1990 auch dank seiner Offenheit das Ende des kalten Krieges herbeigeführt werden konnte,
        Glasnost und Perestroika, das waren ja damals die Stichworte und ich weiß noch, wie groß die allgemeine Erleichterung damals war und wie die Welt langsam aufatmen konnte nach den schier endlosen Schrecken des kalten Krieges.
        Viele liebe Grüße, Hannah

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      2. Liebe Hannah,

        unumstritten, dass wir damals alle dankbar und erleichtert waren über das Ende des Kalten Krieges. Ich selbst stamme aus dem Osten Deutschlands und ich erinnere mich noch sehr gut an die damalige Gorbatschow-Begeisterung.

        Das bedeutet aber nicht, dass mir jede seiner Äußerungen heute als sakrosankt und unumstößlich wahr gelten. Ich behaupte auch gar nicht, dass die NATO und der Westen in jedem Fall immer heilige Friedenspolitik betrieben hätten. Das ist hier aber eines Erachtens nach auch gar nicht der Punkt. Ich bin es müßig, darüber zu diskutieren, ob und was damals in den 2+4 Verträgen nun besprochen oder nicht besprochen wurde.

        Tatsache ist, dass jedes Land – groß oder klein und neben welchem Nachbarn auch immer gelegen – das Recht haben sollte, sich seine Bündnispartner selbst auszusuchen und aus der Geschichte heraus betrachtet ist es mir einleuchtend, warum Länder wie z.B. das Baltikum die Nähe zur Nato suchten, bei der sie Schutz vor einer eventuellen russischen Einvernahme suchten. Dass Putin nun tatsächlich die Ukraine angegriffen hat, bestätigt ja nun leider, dass sie durchaus recht hatten.

        Wie auch immer, angesichts der aktuellen Lage scheinen mir solche Debatten wirklich nachrangig.

        Vielmehr betrachte ich mit Sorge die Lage in der Ukraine, die vielen Opfer, die der Krieg dort fordert. Besorgniserregend auch die Lage in Russland, wo die letzten freien Medien inzwischen fast alle abgeschaltet sind und andere Netzwerke teils ebenfalls blockiert sind und in dem seit gestern eine kriegskritische Äußerung mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden kann. Manche Journalist*innen sind (zu recht) bereits aus Russland geflohen. Da die russischen Staatsmedien den Krieg aber sowieso als militärische Spezialoperation darstellen, bei der die russischen Bürger im Donbass vor Nazis geschützt werden, weiß die Mehrheit der Menschen in Russland aber ohnehin nicht, was die jungen Männer, die als Soldaten in die Ukraine geschickt werden, in Wahrheit „veranstalten“.

        Gefällt 2 Personen

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