Das Zeilenende hatte im Februar zu einem gemeinsamen Fotoprojekt aufgerufen – zwölf Monate lang soll jeweils am letzten Sonntag des Monats eine Momentaufnahme eines selbstgewählten Motivs präsentiert werden.
Der Aufruf erzeugte ein überwältigendes Echo und auch ich bin von der Idee so begeistert, dass ich hier das Wachstum der zu recht umstrittenen Baustelle des ebenso umstrittenen Investors Groth Gruppe am Berliner Mauerpark dokumentiere.
Im durchwachsenen Berliner Sommer wuchs nicht nur das Gras auf den um diese Jahreszeit eher gelb-trockenen Wiesen. Inzwischen sind auch im mittleren Baustellenabschnitt Gerüst und Fassade so hoch, dass sie weithin sichtbar sind.
Gras ist also nicht über die Baustelle gewachsen. Ebenso nicht über die Befürchtungen von AnwohnerInnen ost- und westseits der neuen Luxusbauten, dass die teure Nachbarschaft sich weder besänftigend auf Wohnungsknappheit noch auf Mietpreisentwicklung (Mietspiegel) auswirken wird. In meinem Mietshaus gab es übrigens diesen Sommer erst eine Anpassung der Miete an den Mietspiegel – selbstredend nach oben. Nur ich bin davon nicht betroffen gewesen, da meine Miete für meine unsanierte dunkel-kalte Hintterhaus-Erdgeschosswohnung ohnehin recht hoch angesetzt ist.
Da möchte man doch manchmal ausrufen, Hopfen und Malz sei verloren. Aber nein, so ist es gar nicht. Zumindest der Hopfen gedeiht hier wieder hervorragend und wuchert ungestört und munter. Wie jedes Jahr werden bald Kinder kommen, die Hopfenblüten abrupfen und von oben hinunter in den Senkgarten rieseln lassen. Einen Heidenspaß werden sie haben.
Klettere ich auf die Bank, die unter diesem Hopfen steht, kann ich vielleicht ein letztes Mal hinüber zu den Häusern in der Graunstraße blicken.
Derzeit einmalig ist der Blick, den ich von hier Richtung der Westseite des Gleimtunnels habe, wo die Groth-Gruppe derzeit ihr schickes Büro hat, dessen einst eingeworfene Scheiben übrigens längst ausgetauscht sind.
Wenn man dann vor diesem Büro steht, hat man dieser Tage dementsprechend ebenso Sicht auf die Schwedter Straße. Lange wird auch das nicht währen.
Blicke ich von Norden aus, von der Schwedter Brücke, nach Süden zur Baustelle, erkenne ich auf den ersten Blick kaum Unterschiede zum Vormonat.
Sehe ich genauer hin, entdecke ich zarte Vorboten des Herbstes.
Auch die Pappeln vor dem Moritzhof haben bereits gelbliche Blätter.
Besonders herbstlich wirkt die Natur, wenn ich mich von Süden aus der Baustelle nähre.
Ein zarter Vorgeschmack darauf, was uns die kommenden Monate bringen werden.
Beim Vormonatsbeitrag vom Zeilenende findet Ihr die vielen interessanten Links zu den Beiträgen der anderen. Ich will jetzt erst einmal dem Spätsommersonntag huldigen, statt Links zu sammeln, was Ihr, wie ich Euch kenne, gutheißen werdet. Die Links kommen dann später.
Groth statt Grün – Zeilenendes Fotoprojekt 6
Groth statt Grün – Zeilenendes Fotoprojekt 5
Groth statt Grün – Zeilenendes Fotoprojekt 4
Groth statt Grün – Zeilenendes Fotoprojekt 3
Tolle Dokumentation, wieder sehr informativ. Die Aussicht haben dann wohl bald die anderen: die Bewohner der oberen Stockwerke. Was mich betrbt, ist, dass du eine dunkel-feuchte Hinterhof-Wohnung hast. Ich hatte so eine als Studentin, in Steglitz, dritter Hinterhof. Man sah nur ein blaues Viereck, ging durch die Tore und wunderte sich, wie das Wetter dann wirklich war…. Mir machte das damals nichts aus, da ich kaum in der Wohnung blieb. Auch du bist anscheinend viel unterwegs, zeichnest und fotografierst draußen, sobald es geht. LG Gerda.
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Liebe Gerda,
ich habe günstige Tageslichtleuchtstoffröhren, die nicht viel Strom brauchen. Damit gaukele ich mir erfolgreich helle Fenster vor. Und ich heize eben manchmal auch an kühlen Sommertagen, sonst trage ich eben viele Kleidungsschichten.
Manchmal hadere ich mit meiner Wohnsituation, aber eine bezahlbare Alternative wird sich für mich so schnell in dieser Gegend nicht finden lassen. Gestern las ich in der Zeitung über erfolglose Wohnungssuche von Flüchtlingsfamilien, die teils noch immer gedrängt in Notunterkünften leben. Da erinnerte ich mich, in welchem Luxus ich lebe.
Liebe Grüße
Agnes
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