Zeichnung und Manifest. Steinschmätzer

Vielleicht erinnern sich einige Leserinnen und Leser noch an die medienwirksame Wahl des Vogels des Jahres 2021 im Frühjahr, bei der das Rotkehlchen gerührt wurde.

Auch bei der Wahl zum Vogel des Jahres 2022 können sich wieder interessierte Menschen online beteiligen. Dabei stehen fünf Vögel zur Auswahl:

Bluthänfling, Feldsperling, Mehlschwalbe, Wiedehopf und Steinschmätzer.

Auf der homepage https://www.vogeldesjahres.de/ werden alle fünf Vogelarten, von denen fast alle in ihrem Bestand stark gefährdet sind, kurz vorgestellt.

Letztenendes hat es, denke ich, jede Vogelart verdient, zum Vogel des Jahres gekürt zu werden. Aber bei dieser öffentlichen Wahl geht es ja nicht nur ums Ergebnis, sondern auch darum, allen Kandidatenvögeln zu etwas mehr Bekanntheit zu verhelfen und damit auch die Sensibilität für mehr Artenschutz in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu erhöhen.

So sei hier also der Steinschmätzer ein klein wenig vorgestellt:

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Steinschmätzer. Männlicher Vogel (links) und Weibchen. Buntstifte auf naturfarbenem Fotokarton A4. © Ines Udelnow 2021

Steinschmätzer

Er ist mit 14,5 bis 15,5 cm Körperlänge ähnlich groß wie ein Haussperling.

Die Männchen sind wesentlich auffälliger gefärbt als die Weibchen.

Charakteristischstes Merkmal der Männchen ist wohl die schwarze Augenmaske mit dem weißen Streif über den Augen. Rücken und Scheitel sind grau, die Flügel dunkelbraun gefärbt. Der Buch ist weiß, die Brust aber im Frühjahr hellrosabraun getönt.

Das Weibchen ist braungrau, die helle Unterseite beige gefärbt. Der Überaugenstreif ist ebenfalls beige.

Steinschmätzer sind akut durch Verlust ihres Lebensraums vom Aussterben bedroht. Offene karge Flächen und Brachen werden viel zu oft entweder zugebaut und verschwinden. Ihre Nester errichten Steinschmätzer in Bodennähe z.B. in Steinhaufen, Steinmauern, Nischen u.ä. Sie haben ihren Lebensraum sowohl im Gebirge als auch im Flachland.

Insgesamt ist die Zahl der Brutpaare in Deutschland in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Gab es in den 1980er Jahren noch etwa 23.000 Brutpaare, so wurden für 2019 nur noch 2.000 bis 3.100 Brutpaare geschätzt.

In Berlin gibt es einige Brutpaare auf dem Tempelhofer Feld, aber auch z.B. in Spandau am Hahneberg.

Falls Ihr jetzt nach den spatzengroßen Steinschmätzern Ausschau haltet – das ist vergebens. Steinschmätzer sind Zugvögel und kehren erst im April aus Afrika zurück.

Nicht vorenthalten möchte ich Euch hier noch das offizielle Wahlmanifest des Steinschmätzers, zitiert aus der homepage des Nabu.

„Ich bin der Bodenständige unter den Kandidaten. Ob Sandheide, Küste oder Truppenübungsplatz – solange ich eine Nische in Bodennähe finde, niste ich mich zum Brüten ein. Trotzdem fällt es mir zunehmend schwer, einen geeigneten Unterschlupf zu finden, vor allem auf dem Land. Wo sind die Steinhaufen, wo die kargen Brachen? Ich komme jedes Jahr aus Afrika hergeflogen, aber langsam frage ich mich, ob ich hier überhaupt noch willkommen bin. In den 1980ern gab es 23.000 Brutpaare in Deutschland – jetzt sind wir mit nur noch 2.000 bis 3.100 vom Aussterben bedroht. So weit darf es nicht kommen! Wähle mich, wenn du für mehr Freiraum bist!“

Autor: Ines Udelnow

Portraitzeichnungen, Zeichnungen aus der Natur und Naturfotografie

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