Wider den Herbstblues

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Der Chor, August 2017, (c) Agnes Podczeck

 

Üblicherweise beginne ich bereits im August, wehmütig zu werden, das nahende Ende des Sommers zu betrauern und mich vor den dunklen, kalten und nassen Herbst- und Wintermonaten zu fürchten.

Natürlich weiß ich, dass das unnütz ist; der Sommer wird vergehen, wie jedes Jahr. Ändern kann ich daran nichts, solange ich in dieser Klimazone lebe und mit meinem Gram mache ich mir nur selbst das Leben schwer. Das ist mir alles klar, glasklar – vom Verstande her.  Aber einige von Euch werden selbst erfahren haben – das Wissen um Zusammenhänge ist das eine. Eine ganz andere Angelegenheit sind die tatsächlichen Emotionen, die Stimmen, die sich im Inneren regen und die jeglicher Vernunft zum Trotz die Gefühlswelt in einer Art und Weise beeinflussen, die rationalem Denken, Wissen und Verstand absolut nicht zugänglich sind.

Und so waren auch einige Tage im diesjährigen August geprägt von einem unbestimmten Gefühl der Gefahr, der Bedrohung, des nahenden Endes. Der kommenden Dunkelheit. Verbunden mit einem tragischen und mich selbst blockierenden Zusammenhang: je schöner und heller die Tage, desto trübsinniger die Stimmung, desto größer die Angst und desto stärker blockiert mich die drohende Wand der baldigen Dunkelheit.

Noch ist die Wand nicht dicht genug, dass mich mich nicht gegen sie wehren kann. Drum will ich nun genau das Gegenteil von dem tun, wonach mir zumute ist und hoffe – ja vertraue sogar – auf Selbstkonditionierung.

Den September begrüße ich hier mit diesem tierischen bunten Chor.

Ich mache mich auf die Pirsch nach den bunten Farben des eintreffenden Herbstes. Vermehrt wird wird es wieder Fotobeiträge von meinen Achtsamkeitsspaziergängen geben, bei denen ich Schönheit der neuen Jahreszeit entdecken und die allmählichen Veränderungen bewusst wahrnehmen werde.

Zudem habe ich eine neue Kraftquelle für mich entdeckt. Ich habe letzte Woche ein Gebiet Wald in der Schorfheide entdeckt, mit der Bahn bequem und kostengünstig erreichbar und dennoch menschenleer. Kilometerweit kann ich gehen, ohne eine Straße zu queren, ein Auto zu hören, auch nur einer Menschenseele zu begegnen. Der Wald ist dicht und so abwechslungsreich, wie ich es so nahe bei Berlin niemals vermutet hätte. Die Kraft, die mir eine einzige einsame Waldwanderung dort gegeben hat, machte mir den nötigen Mut, dass ich die kommende Zeit nicht nur überstehen, sondern auch werde genießen können.

Für alle, die ähnlich mir mit dem Sommerende hadern: morgen soll es den ersten Die-Schönheit-des-Herbstes-Beitrag geben. Vielleicht habt Ihr ja Lust, Euch anzuschließen? Dann verlinke ich Euch gern.

Autor: Ines Udelnow

Portraitzeichnungen, Zeichnungen aus der Natur und Naturfotografie

21 thoughts

  1. Liebe Agnes, entschuldige bitte, dass ich von der „Gegenfraktion“ bin. In den Jahren, in denen ich in heißen Ländern Urlaub gemacht habe, war es mir ein Graus, mir vorzustellen, dass es das ganze Jahr so warm wäre. Genau diese Abwechslung schätze ich so sehr an unseren 4 Jahreszeiten. – Den dreckigen Matschschnee in Berlin mag ich nicht, aber der taut weg.
    Für dein Projekt habe ich leider keine Zeit, da ich nach dem Besuchsmarathon (3 verschiedene Gruppen) noch viel hier nachlesen und -kommentieren „muss“.
    Und tschüss sagt Clara

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  2. Dein Gemälde ist einfach zauberhaft, liebe Agnes. Es strahlt so viel Wärme aus, dass man gar nicht anders kann, als sich beim Betrachten wohl zu fühlen und sich zu freuen. Mir gefällt der Gedanke an die nun kommende dunkle und kalte Zeit auch nicht, aber da müssen wir wohl durch. Dass du einen Kraftort gefunden hast, finde ich wundervoll – ich habe auch einen hier in der Nähe.

    Ich wünsch dir ein schönes Wochenende, liebe Grüssle :)

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  3. Liebe Agnes, deine Zeichnung hat mir ein großes Lächeln ins Gesicht gezaubert, danke dafür!
    Auch ich kämpfe die letzten Tage über wegen des trüben Wetters mit einem beginnenden Herbstblues und der Sorge, wie es wird, wenn Herbst und Winter erstmal so richtig da sind. Deine Zeichnung und Gedanken dazu machen mir gerade Mut.

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  4. Ich meinte, zu kämpfen, den Gefuehlen keinen Einlass mehr zu gewähren, den Dunklen, versteht sich. Du bist bemerkenswert kreativ, ich hole mir bei Dir auch oft Anregungen. Man merkt einfach, was die Malerei Dir bedeutet.

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  5. Ja, Liebe Agnes, dieses Gefuehl der Wehmut kenne ich auch selbst nur zu gut. Das bisweilen ohnmächtige Gefuehl, sich verschwindend gegen das Ende des Sommers aufzulehnen und die Ankunft des Herbstes irgendwie aufschieben zu wollen. Dein Bild hat wieder diese tollen Farben, es trotzt den dunklen Gefuehlen, es ist ein ganz besonderes Plaedoyer dafür, zu kämpfen und mit Inspiration ist das alles ein wenig einfacher! Gruss Jochen

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  6. Deine Gedanken kann ich gut nachvollziehen, liebe Agnes. Ich freue mich schon auf den Herbst mit seiner Farbgewalt. Wieder mit den Füßen das bunte Laub aufwirbeln. Ich freue mich aber auch auf das mystische Nebelgrau des Novembers. Seitdem ich es gelernt habe, Stimmungen zuzulassen und ihre positiven Seiten zu sehen, ist die Angst gegangen. Deshalb liebe ich auch mittlerweile unsere kalte Jahreszeit. Viel Spaß und tiefe Empfindungen bei Deinem Achtamkeitswaldspaziergang! LG Simone

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