Myriade fragte vergangene Woche, ob wir ein paar Vorschläge für Literaturen aus den Ländern Kasachstan und/oder Armenien hätten, Buchempfehlungen aus benachbarten Ländern wären ihr aber auch recht.
Ich bin heute mal meine Buchregale durchgegangen und stelle kurz ein paar Titel vor, die ich unbedingt für lesenswert halte:
Kasachstan
Ein Roman eines kasachischen Autors ist mir leider nicht bekannt (ich hatte geglaubt, mir mal eine Notiz gemacht zu haben, aber wann und wo dieser Zettel jetzt sein könnte, weiß ich nicht). Aber wenn es auch ins Weltreisekonzept passt, dass die Autorin des Buches eine deutsche Journalistin und das Buch auch kein Roman ist, sondern die wirklich interessante russisch-deutsch-kasachische Geschichte einer sogenannten Spätaussiedlerfamilie, dann möchte ich unbedingt empfehlen:
Ulla Lauchauer, Ritas Leute. Eine russisch-deutsche Familiengeschichte, Rowohlt-Verlag, 431 Seiten
Kirgisistan
Südliches Nachbarland von Kasachstan ist Kirgisien. Zwar unterscheiden sich beide Länder hinsichtlich ihrer Landschaft (Kasachstan: weites weites Land, trockene Steppe, Kirgisien: Hochgebirge – Tien Shan und der Pamir und im Herzen des Landes der wunderschöne riesige Issyk Kul) sind beide Völker eng verwandt und lebten bis zur zwangsweisen Sesshaftmachung unter Stalin größtenteils als nomadische Hirten. Das Kasachische wie auch das Kirgisische sind Turksprachen und miteinander eng verwandt. Genug der Rechtfertigung, warum ich Euch Buchreisenden unbedingt einige Werke eines meiner Lieblingsautoren, von Tschingis Aitmatow, ans Herz legen will. Aitmatow hat so viele lesenswerte Erzählungen und Romane geschrieben, dass es mir schwer fällt, ein Werk speziell zu empfehlen.
Um mehr über das Land, die Geschichte und den Autoren zu erfahren, lohnt es vielleicht, zuerst seine Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend in Kirgisien zu lesen und sich von da an bei Interesse durch sein Werk zu lesen.
Tschingis Aitmatow, Kindheit in Kirgisien, Übersetzung von Friedrich Hitzler, Unionsverlag Zürich, 158 Seiten
Georgien
Mit Armenien und armenischer Literatur kenne ich mich leider nicht aus, aber ich möchte Euch unbedingt Literatur aus dem Nachbarland Georgien ans Herz legen. Zum einen einen wirklich berührenden, fesselnden kurzen Roman über drei Tage im Leben zweier Mädchen im georgisch-abchasischen Krieg. Unbedingt lesen!
Tamta Melaschwili, Abzählen, übersetzt von Natia Mikeladse-Bachsoliani, Unionsverlag Zürich, 112 Seiten
Wer auch vor dicken Wälzern nicht zurückschreckt, dem sei noch das eindruckvolle Familienepos der in Deutschland lebenden Schriftstellerin Nino Haratischwili empfohlen, die zur Rekonstruktion der Ereignisse selbst in den Archiven forschte und Zeitzeugen befragte. Ich hatte nach der fesselnden Buchvorstellung mit der Autorin die darauf folgenden Monate ungeduldig gewartet, bis ich dieses Buch endlich selbst in den Händen halten und lesen durfte. Meine turmhohen viel zu überbordenden Erwartungen wurden dann zwar nicht ganz erfüllt – wobei ich nicht so ganz genau sagen kann, an welcher Stelle ich die Schwachstelle empfand -, trotzdem aber finde ich das Buch beeindruckend und höchst lesenswert.
Nino Haratischwili, Das achte Leben (Für Brilka), Frankfurter Verlagsanstalt, 1275 Seiten
Aserbaidschan
Eine Empfehlung gebe ich außerdem noch für einen erstmals 1937 veröffentlichten und kürzlich erst neu aufgelegten Roman über die Liebe über die Grenzen von Nationalität und Religion hinaus, der in Baku zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts spielt. Die Autorin oder der Autor schrieben unter Pseudonym und es ist auch heute noch nicht zweifelsfrei geklärt, wer das Buch wirklich verfasst hat.
Zugegebenermaßen ist es mehrere Jahre her, dass ich das Buch las und ich kann mich nicht an Einzelheiten der Handlung, wohl aber an meine Faszination beim Lesen erinnern.
Kurban Said, Ali und Nino, List Taschenbuch, 272 Seiten
So viele Buchtipps, denen ich gerne alle einmal folgen möchte, notiert sind sie! Herzlichen Dank, Ulli
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Sehr gerne, liebe Ulli, und herzliche Grüße an Dich!
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Danke für diese Hinweise. Aitmatow beeindruckt mich auch, „Der Schneeleopard“ liegt hier auf dem SUB.
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Dieses Buch kenne ich auch; es ist eines seiner neueren, die erst nach dem Ende der SU entstanden. Ich habe es in guter Erinnerung. Viel Freude Dir beim Lesen!
Liebe Grüße
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Danke. ☺
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Hat dies auf la parole a été donnée à l´homme pour cacher sa pensée rebloggt und kommentierte:
Nette Menschen gibt es in den Weiten des Internet. Zum Beispiel Agnes, die Anregungen für die Literaturweltreise gibt.
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Vielen herzlichen Dank, das ist sehr nett von dir, liebe Agnes. „Ali und NIno“ habe ich vor gefühlten 100 Jahren gelesen. Ich kann mich auch erinnern, dass mir die Geschichte gut gefallen hat.
Außerdem habe ich noch ein einziges Buch von Aitmatov gelesen,das ich überaus interessant gefunden habe. Ansonsten totales Neuland …….. Aber ich bin ja reisebereit. Darf ich den Beitrag rebloggen ?
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Das darfst Du gerne. Du hast bestimmt „Dshamilja“ gelesen, im „Westen“ vielleicht sein bekanntestes Buch.
Liebe Grüße
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Ja, genau so ist es :)
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